Erste-Hilfe am Hund – Schäferhundeverein OG Bergneustadt

Bergneustadt – Ein Erste-Hilfe-Kurs für Hunde ist für Hundebesitzer fast schon unerlässlich, um im Notfall schnell und effektiv handeln zu können. Unfälle oder gesundheitliche Notlagen können jederzeit auftreten, sei es bei einem Spaziergang, wenn der Hund beispielsweise in die Scherbe einer achtlos weggeworfenen Flasche tritt und sich verletzt, zu Hause beim Spielen oder im Urlaub, wenn das Meer unwiderstehlich ruft. In der Sommerzeit, wenn es mal wieder so richtig heiß ist oder vielleicht noch wird, gilt es zu erkennen, ob mein Hund einen Hitzschlag erlitten hat, wie man in so einem Fall schnell handelt und wie man es verhindern kann. Denn nicht nur im geschlossenen Auto kann so etwas passieren, obwohl das ja schon fast der Klassiker ist. Leider gibt es immer noch Menschen, denen nicht bewusst oder schlichtweg egal ist, wie heiß es in einem geschlossenen Auto wird, selbst wenn es unter einem schattigen Baum steht.

Erste-Hilfe bei einem Hitzschlag

In nur wenigen Minuten steigt die Temperatur von beispielsweise 28°C Außentemperatur in fünf Minuten auf 30°C, nach weiteren fünf Minuten auf 33°C und nach einer halben Stunde heizt sich das Auto auf 42°C auf. Für einen Hund besteht bereits jetzt schon eine lebensbedrohliche Gefahr, die zum Tode führen kann. Infolge der zu hohen Körpertemperatur kommt es zu Multiorganversagen und Kreislaufschock. Hunde gehören zu den hitzeempfindlichen Tieren. Außentemperaturen von 22° bis 25°C (schon ohne Sonneneinstrahlung) reichen aus, dass viele Hunde ihre körperlichen Aktivitäten verringern und sich lieber ein schattiges Plätzchen suchen. Am liebsten liegen sie dann im Haus auf dem kühlen Boden. Hunde können im Gegensatz zum Menschen kaum schwitzen. Ihnen stehen nur sehr wenige und unzureichende Körperstellen mit Schweißdrüsen zur Verfügung. Pfotenballen und die Nase zählen zu den wichtigsten. Die Körpertemperatur wird ausschließlich über das Hecheln und die Wasseraufnahme reguliert, aber nicht nur im Auto können Hunde einen Hitzschlag erleiden. Einige Hundebesitzer meinen, ihren Hund “auspowern” zu müssen und steigen bei sommerlichen Temperaturen aufs Rad. Für den Radfahrer sicherlich kein Problem und dazu noch ein Genuss an der frischen Luft und bei herrlichen Sonnenstrahlen kilometerweit durch die Landschaft zu fahren. Der muss sich mit seinem E-Bike ja nicht großartig anstrengen. Doch für den daneben laufenden Hund ist es sicherlich kein wahres Vergnügen. Auch durch extreme körperliche Überanstrengung kann es zu einem Hitzschlag kommen. Kreislaufversagen und Organschäden können die Folge eines Hitzschlags sein. Kommt es zu einem Hitzschlag, muss sofort und schnell reagiert werden. Das heißt allerdings nicht, dass der Hund mit Wasser überschüttet werden muss. Der Hund sollte unverzüglich in den Schatten gebracht werden. Tränken Sie ein T-Shirt, Handtuch oder eine Decke in Wasser und legen Sie den Hund darauf. Es gibt auch spezielle Hunde-SOS-Rettungsdecken, die wärme- und kälteisolierend sind. Zudem haben diese Decken eingearbeitete reißfeste Tragegriffe. Solch eine Decke sollte also im Erste-Hilfe-Rucksack für Hunde nicht fehlen. Dem Hund Wasser anbieten, sofern der Hund noch dazu in der Lage ist. Die weitere Behandlung muss ein Tierarzt übernehmen. Auch wenn die Erste-Hilfe-Maßnahme zunächst einmal geholfen hat. Der Hund muss auf Organschäden untersucht werden.

Und auch bei unserem Erste-Hilfe-Kurs herrschen sommerliche Temperaturen. Das freut uns natürlich sehr. So wurde der Kurs kurzerhand nach draußen verlegt. Natürlich in den Schatten mit ausreichend Flüssigkeit für Hund und Mensch.

Lea Volkmann, gelernte Tierarzthelferin und Tierphysiologin, hat für die Kursteilnehmer eine kleine Mappe zusammengestellt, wo man auch im Nachhinein schnell einen Blick hineinwerfen kann, wenn man mal etwas nachlesen muss bzgl. Erste-Hilfe-Maßnahmen oder dem Erkennen einer Krankheit. Mit Hilfe ihres Kollegen Olaf und der charmanten Hilfe ihrer kleinen Wasserhund-Dame Joya erklärt sie uns den Körperbau des Hundes und die Lage der inneren Organe, wie es zu einer Magendrehung beim Hund kommen kann und was zu tun ist. Wie sieht ein gesunder Hund aus? Was sind die Anzeichen eines kranken Hundes? Olaf ist allerdings kein Mensch und auch kein lebender Hund. Olaf ist ein Modell von einem Hundeskelett. Anhand des Skeletts können wir erkennen, dass unser Körper nicht viel von dem eines Hundes abweicht, wenn wir uns in den Vierfüßlerstand begeben. Die Lage der inneren Organe erkennen wir anhand der Ausdrucke in der Mappe. Eigentlich ist Lea ja mit Beamer und Powerpoint-Präsentation unterwegs, aber das Wetter war zu schön, um diesen Kurs drinnen abzuhalten. Außerdem sind wir ja flexibel.

Erste-Hilfe – Magendrehung beim Hund keine Seltenheit

Um auf die Magendrehung zurückzukommen. Viel tun kann man selbst leider nicht. Der Hund muss schnellstmöglich zum Tierarzt. Wenn die ersten Symptome zu erkennen sind, wie ein starker Blähbauch, Ruhelosigkeit und Würgereiz ohne Erbrechen, erhöhter Speichelfluss, ist höchste Eile geboten. Wenn der Blähbauch auf die Lunge drückt, kommt es zu Atemnot. Ein weiteres Merkmal für eine Krankheit, nicht nur für eine Magendrehung sind blasse Schleimhäute. Eine Magendrehung tritt eher bei größeren Rassen wie zum Beispiel beim Schäferhund, Boxer, Bernhardiner oder Rottweiler auf.

Wie kommt es zu einer Magendrehung?

Anders als bei uns Menschen ist der Magen bei Hunden nicht fest mit der Bauchhöhle verbunden, stattdessen halten ihn flexible Bänder in Position. Hat der Hund eine Magendrehung, dreht sich das Organ um seine eigene Achse wie bei einem Beutel, in dem sich ein schwerer Gegenstand befindet. Bei starker Bewegung, Schütteln und Schleudern des Beutels kommt der Gegenstand in Bewegung und kann sich überschlagen. So wie sich die Kordel vom Beutel verdrehen, verdreht sich auch der Magen des Hundes. Der Magenausgang befindet sich dann am Ausgang der Speiseröhre, der Mageneingang in Richtung Dünndarm. Der Dünndarm wird dadurch blockiert, Blutgefäße und Nerven werden abgeklemmt.

Schon mal was von einer Wasserrute beim Hund gehört? Nein? Davon haben die meisten Teilnehmer unseres Erste-Hilfe-Kurs am Hund auch noch nichts gehört. Selbst die erfahrenen Hundebesitzer unter den Teilnehmern nicht.

Was ist eine Wasserrute?

Wir sind weiterhin im Sommer. Sommer, Sonne, Wasser. Wasser bzw. Meer sind immer gut für Hunde. Schließlich gibt es ja Hunde, die vom Wasser nicht genug haben können. Sie lieben es im Wasser umherzutoben und apportieren unermüdlich das Schwimmspielzeug, welches Frauchen und Herrchen pausenlos ins Wasser schmeißen, weil es dem Hund ja so gut gefällt und er danach so schön müde ist. Wer kann denn auch schon ahnen, dass so etwas passieren kann? Na ja, dazu muss man sagen, dass es nicht zwangsläufig zu einer Wasserrute kommt, wenn der Hund im Wasser herumtollt.

Eine Wasserrute ist eine sehr schmerzhafte Verletzung des Rutenansatzes und der umliegenden Nerven. Häufig tritt sie bei übermäßigem Baden in kaltem Wasser auf. Laut Studien geht die Wasserrute einher mit einer sehr hohen Belastung oder dem Schwimmen im kalten Wasser. Die starke Beanspruchung der Rücken- und Rutenmuskulatur führt in Verbindung mit Kälte zu einer starken Muskelentzündung und gestaltet sich sehr schmerzhaft für den Hund. Der Hund hat Schmerzen beim Wedeln mit der Rute, wenn er sich hinlegen-/setzen oder wenn er springen möchte. Am ehesten lässt sich eine Wasserrute mit einem „Hexenschuss“ beim Menschen vergleichen. Die Symptome einer Wasserrute zeigen sich meist erst einige Stunden später. Die Rute deines Hundes hängt schlaff runter, vom Rutenansatz einige Zentimeter waagerecht und knickt dann schlaff nach unten ab, selbst wenn ihm ein Leckerli angeboten wird. Wenn er freundlich angesprochen wird, wedelt er nicht aufgeregt wie sonst mit dem Schwanz.

Andere Bezeichnungen sind Lämmer- oder Hammelschwanz, Cold Water Tail oder Dead Tail.

Die Behandlung erfolgt durch den Tierarzt in der Regel mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln. Unterstützend können auch homöopathische Mittel gegeben werden.

Das sind nur einige Beispiele, die im theoretischen Teil besprochen wurden. Nach einer kurzen Stärkungspause mit Erfrischungsgetränken, Nudelsalat und Würstchen vom Grill ging es weiter mit dem praktischen Teil. Auf den haben sich natürlich alle gefreut.

Wie legt man einen Verband bei einer Pfotenverletzung oder am Kopf an. Gar nicht so einfach, wenn der eigene Hund nicht still halten will. Aus Zeitgründen sind wir leider nicht mehr dazu gekommen, näher auf die Sofortmaßnahmen wie Beatmung oder Herzdruckmassage einzugehen. Allerdings unterscheiden sich diese Maßnahmen auch nicht so sehr von den Sofortmaßnahmen beim Menschen. Auch hier verständigen Sie bitte den tierärztlichen Notruf, wenn es sich auch um einen echten Notfall handelt.

Notfälle sind:

  • Atemnot
  • Bewusstseinsverlust
  • schwere Blutungen
  • Krampfanfälle
  • sehr helle/blasse Schleimhäute
  • Augenverletzungen
  • Verschlucken von Fremdkörpern und Giften
  • Hitzschlag, sowie Verbrennungen und Verbrühungen
  • Verkehrsunfall
  • plötzliche Lähmungen in den Beinen
  • Koordinationsstörung
  • blutiger Durchfall
  • Probleme beim Urinieren

Routinebehandlungen, Impfungen, Wurm-, Floh- und Zeckenbefall oder Behandlungen von Erkrankungen, die bereits seit längerem bestehen und nicht lebensbedrohlich sind, sind KEINE Notfälle!

Wie gehe ich bei einem Notfall vor?

Rufen Sie Ihren Haustierarzt an. Sofern dieser keinen Notdienst hat, läuft zumindest der Anrufbeantworter mit dem Hinweis auf den diensthabenden Tierarzt. In der Zwischenzeit versuchen Sie unbedingt die Ruhe zu bewahren, schon alleine um Ihrem Tier nicht noch mehr Stress zu bereiten. Ansonsten unterscheidet sich der Ablauf der Erstversorgung durch einen selbst nicht sehr von dem Notfall beim Menschen.

  1. Ist der Hund noch ansprechbar?
  2. Überprüfung der Schleimhäute im Maul auf Auffälligkeiten (bei Sauerstoffmangel sind die Schleimhäute lila-bläulich verfärbt)
  3. Flüssigkeitshaushalt überprüfen (Nackenfalte hochziehen, glättet sie sich sofort wieder, besteht kein Mangel)
  4. Puls überprüfen (Innenschenkel oberhalb des Kniegelenks)
  5. Temperatur sollte bei 38° – 39°C sein
  6. Atmung überprüfen (zwischen 10-30 Atemzüge pro Minute bei einem erwachsenen Hund, bei Welpen 30-50 Atemzüge)
  7. befindet sich der Hund im Schock und ist nicht ansprechbar, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage und zwar auf die rechte Seite, Maul öffnen und Zunge herausziehen, ggf. Erbrochenes vorher aus dem Maul holen
  8. Atmung überprüfen (Hand auf Brustkorb legen oder angefeuchtete Hand vor die Hundenase halten)
  9. Atmet der Hund nicht mehr, beginnen Sie mit der Wiederbelebung. Wie das geht, zeigt folgendes Video: https://www.youtube.com/watch?v=36DYbO1g1IY
  10. Informieren Sie den Tierarzt und schildern Sie ihm die Symptome. Es ist hilfreich, Telefonnummern vom Haustierarzt oder Tierklinik parat zu haben und ggf. im Handy gespeichert zu haben oder im Portemonnaie mitzutragen.

 

Was gehört in die Haus- oder Reiseapotheke um Erste-Hilfe leisten zu können?

  • Verbandwatte
  • Mullbinden (elastische und feste)
  • Mullkompressen
  • VET Flex Bandage schmal
  • Desinfektionsmittel (z.B. Octenisept)
  • Zinksalbe
  • Bepanthen
  • Betaisodona Salbe
  • Traumeel Gel
  • ggf. Cortison Zäpfchen (mit Tierarzt absprechen bei Allergischen Reaktionen (Schock) nach Insektenstich)
  • Einmalhandschuhe
  • Thermometer
  • Verbandschere
  • Einwegspritzen (2 und 5 ml)
  • Zeckenzange und Pinzette
  • Maulkorb
  • Hunde Rettungsdecke
  • Frischhaltefolie (zum Abdecken von Wunden)
  • optional homöopathische Präparate zur Unterstützung der Wundheilung beispielsweise nach OP, Angstzuständen, Entzündungen und Muskelschmerzen, Blutergüssen, Quetschungen etc.
  • Hunde- bzw. Pfotenschuhe
  • Medikamente gegen Durchfall
  • Holzmundspatel zum sauberen Auftragen von Salben

Fazit:

Die erlernten Fähigkeiten helfen Panik zu vermeiden und dem Hund bei Verletzungen oder plötzlichen Erkrankungen sofort zu helfen, bis professionelle tierärztliche Hilfe verfügbar ist. Es ist immer viel, was man so alles beachten muss, in der Hoffnung niemals in so eine Situation zu kommen. Absolvieren Sie am besten selbst einen Erste-Hilfe-Kurs am Hund, um Ihrem Liebling gezielt und ruhig in einer Notsituation helfen zu können, ohne selbst in Panik zu geraten. Mit diesem Wissen sind Sie bestens vorbereitet, um Ihrem geliebten Vierbeiner in kritischen Situationen zur Seite zu stehen. Und im Notfall können Sie auch anderen Hunden helfen.

Tierärzte im Oberbergischen auf einen Blick: https://notdienst-tieraerzte-oberberg.de/tieraerzte-oberberg/

Notdienstfinder für Westfalen-Lippe: https://www.tieraerztekammer-wl.de/fuer-tierhalter/notdienst-finder

Ein paar Impressionen vom Erste-Hilfe Kurs: 

Fotos: SV-OG Bergneustadt
Beitrag: Alexandra Rüsche 

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